Kundgebung der IG Metall
„Zu wenig, zu spät und zu lang“ - So lautet die Antwort der IG Metall Baden-Württemberg auf das Angebot, das Südwestmetall im Rahmen der zweiten Verhandlung in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie vorgelegt hat. Seit dem Ende der Friedenspflicht am Dienstag um 0 Uhr wird deshalb im ganzen Land gestreikt. Auch vor dem Werk der Robert Bosch GmbH in Reutlingen hat es am Dienstag Vormittag eine Kundgebung gegeben.
Bei bestem Wetter hatten sich die Beschäftigten in großer Zahl vor dem Bosch-Werk in Reutlingen versammelt, um mit viel Lärm und Rauch für ihre Zwecke einzustehen. Die Forderung in erster Linie: Mehr Geld. Konkret fordert die IG Metall sieben Prozent mehr Gehalt auf zwölf Monate.
Zudem brauche es für die Azubis und dual Studierenden 170 Euro mehr. Claudia Hülsken, ihres Zeichens Chefin der IG Metall Reutlingen, zeigte sich rundum zufrieden.
"Die heutige Aktion war super spitze und ein super Auftakt für die IG Metall Reutlingen für die Tarifrunde 2024. Es geht jetzt einmal weiter quer durch die Region und es macht richtig Laune bei diesem Wetter und mit diesen tollen Menschen für 7 Prozent und für 170 Euro für die Azubis zu streiken" sagte Hülsken.
Grüße sendeten die Reutlinger aber auch in Richtung Friedrichshafen. Dort wurde am Dienstag, wie in mehreren Städten im Land, ebenfalls gestreikt – für mehr Lohn, aber auch wegen des drohenden Abbaus von Arbeitsplätzen.
"Lohnverzicht schützt nicht vor Arbeitsplatzabbau. Und die gestiegenen Kosten führen dazu, dass die Leute jetzt noch mehr sparen. Aber die größte Stütze von unserem Wirtschaftswachstum ist seit Jahren unser privater Konsum, der die Binnennachfrage dann auch wieder ankurbelt. Und wenn wir jetzt mehr Geld kriegen, damit wir auch wieder mehr ausgeben können, damit kurbeln wir die Wirtschaft an" so der Betriebsratsvorsitzende Thorsten Dietter.
Kritik an den Warnstreiks gab es hingegen von Südwestmetall: Die wirtschaftliche Lage in der Industrie sei ausgesprochen schlecht. Tarifpolitik mit der Brechstange sei da fehl am Platz. Lösungen finde man nicht vor den Werkstoren, sondern am Verhandlungstisch.
Thorsten Dietter wies darauf hin, dass man mit Forderungen auch in besseren Zeiten auf wenig Verständnis gestoßen sei: "12:28 – 12:44 (16)
Wenn es gut läuft, gibt es wieder Gründe, warum es das zarte Pflänzchen Aufschwung wieder zunichte macht, oder wenn wir eine Forderung stellen der Untergang der deutschen Metall- und Elektroindustrie bevor steht. Von daher sind wir es ein Stück weit gewohnt, dass das nie auf großes Verständnis stößt" so der Betriebsratsvorsitzende.
Deshalb müssen man beweisen, dass man hinter der Forderung stehe, so Dietter weiter. Bei der Gewerkschaft hofft man in naher Zukunft auf ein stabiles Gegenangebot.
"Am 31. Oktober ist die dritte Verhandlungsrunde. Da werden wir sehen, ob es ein stabiles Gegenangebot gibt. Und wenn dem nicht so ist werden wir weiter machen" so VK-Leiter Umut Köksal.
Das bedeutet: Sollten sich die beiden Parteien in der kommenden Verhandlungsrunde nicht einigen, soll es weitere Warnstreiks geben.