Mit Freundlichkeit gegen Vermüllung: die erste Bilanz der Umweltscouts
Tübingen hat ein Müllproblem. Und das vor allem auf der Partymeile der Stadt von der Uhlandstraße über die Neckarinsel und die Mühlstraße bis hin zum Alten Botanischen Garten. Dort, wo viel gefeiert wird, lassen auch viele ihren Müll achtlos liegen. Littering nennt man das. Die Stadt rückt diesem Problem jetzt verstärkt zu Leibe - nicht nur durch Strenge und Bußgelder, sondern vor allem auch freundlich und mit zielgruppengerechter Ansprache. Dafür sorgen seit dem 1. August Studenten als Umweltscouts. Jetzt ist Zeit für eine erste Bilanz - und die fällt überaus positiv aus.
Eva Wiegert und Markus Mattauch auf ihrem Weg durch Tübingen. Die beiden Studenten sind auch privat ein Paar und haben sich gemeinsam als Umweltscouts beworben. Ihre Aufgabe ist es, Menschen anzusprechen und sie zum Thema Müll aufzuklären. Dass Zigarettenkippen, Kaugummi und Hundekot dort landen, wo sie hingehören – und nicht wild in der Landschaft.
"Zum Beispiel verteilen wir Taschenaschenbecher, damit die Zigaretten nicht auf den Boden geworfen worden, Hundekotbeutel verteilen wir, damit der Hundekot aufgesammelt wird, damit die Hundebesitzer keine Ausreden mehr finden", erklärt Markus Mattauch. Auch Mülltüten für größere Gruppen finden sich in den Taschen der Scouts.
Die Reaktionen der Angesprochenen sind überwiegend positiv. "Anfangs immer ein bisschen verschreckt, weil wir dann mit unseren roten Westen kommen und dann guckt man schon mal blöd", sagt Eva Wiegert. "Aber in der Regel, wenn wir dann mal erklärt haben, was wir vorhaben, woher wir kommen, dann sind die Leute sehr positiv eingestellt, sehr offen und freuen sich auch, dass was gemacht wird."
Müllscouts gegen Littering – ein Konzept, das es in Mainz schon seit längerer Zeit gibt. Die Firma, die das in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt organisiert, dreivorzwölf marketing, ist auch für die Tübinger Scouts zuständig, stellt die Studenten ein und schult sie. In Mainz hatte man mit den Scouts bisher sehr gute Erfahrungen machen können.
"Wir konnten teilweise die Müllmengen um zwei Drittel reduzieren", sagte Stefan Degreif, Geschäftsführer des Unternehmens. "Sie müssen sich vorstellen, am Rhein wird viel gefeiert, da sind nach einem Feierwochenende sechs bis acht Müllwerke unterwegs gewesen, die konnten wir auf zwei reduzieren und die Müllmengen auch deutlich."
Und am Neckar, in Tübingen? Hier läuft erst mal noch die Testphase. Im Oktober soll sie enden, wenn es kälter und dunkler wird und draußen wieder weniger gefeiert wird. Doch die erste Bilanz ist positiv. "Ich bin total zufrieden", sagt Bürgermeisterin Dr. Daniela Harsch. "Aber natürlich ist es schwierig, nach sechs Wochen schon zu sagen: Wie genau sieht es jetzt aus? Wie viel Müll haben wir schon reduziert? Mir geht es auch darum, dass die Scouts präsent sind, die Leute ansprechen und wahrgenommen wird, dass man mit Vermüllung nicht unbedingt weiterkommt."
Und auch die Umweltscouts äußern sich zufrieden über die ersten sechs Wochen der Testphase. "Also, ich bin Studentin, ich habe schon das eine oder andere gemacht, den einen oder anderen Nebenjob und muss sagen, es ist eigentlich recht schön. Durch die Gegend zu laufen, mit Leuten ins Gespräch zu kommen und was für die Umwelt zu tun, das macht echt Spaß und ist gerade für einen Studenten ein sehr dankbarer Job", sagte Eva Wiegert.
20.000 Euro gibt die Stadt in diesem Jahr für die Müllscouts aus. Ob das Projekt im kommenden Jahr fortgesetzt wird, muss der Gemeinderat noch entscheiden.