Mehr Platz für die Herstellung von Medikamenten für Frühgeborene und Krebspatienten
Das Klinikum am Steinenberg in Reutlingen erweitert seine Apotheke mit einem Modulbau. Der bietet neue sterile Räume, in denen Medikamente für Frühgeborene und Krebspatienten hergestellt werden sollen. Wie es im Inneren des 125 Quadratmeter großen Neubaus aussieht, sehen Sie jetzt.
Im Erweiterungsbau der Zentralapotheke wird bereits fleißig gearbeitet. Die bisherigen Räumlichkeiten seien zu klein geworden, außerdem sei die Nachfrage an Medikamenten gestiegen. Um trotzdem die bestmögliche Versorgung der Patienten sicherstellen zu können, ist jetzt dieser Neubau entstanden.
Hier soll vor allem an zwei medizinischen Schwerpunkten gearbeitet werden: "In einem Bereich werden Zytostatika-Lösungen individuell für den jeweiligen Patienten hergestellt. Zytostatika sind Medikamente, die man bei Krebserkrankungen gibt. Im anderen Bereich planen wir eine Herstellung von komplexen Infusionslösungen, die man zur Ernährung von Schwerkranken benötigt. Der Schwerpunkt liegt hier auf Früh- und Neugeborenen", erklärt Apothekenleiterin Josefine Restle.
Das Fachpersonal, das die Medikamente herstellt, kann nur mit Schutzkleidung arbeiten. Denn die Substanzen, die hier zum Einsatz kommen, sind schädlich für die Gesundheit. Handschuhe und Mundschutz sind deswegen Pflicht: "Zytostatika sind CMR-Substanzen. Das heißt, sie sind krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend. Sie töten Krebszellen ab, sind aber gleichzeitig auch für gesunde menschliche Zellen schädlich", so Restle.
Eine Besonderheit der neuen Räume: sie sind steril. Frühgeborene und Krebspatienten seien empfindliche Patientengruppen, weshalb hier besondere Vorsicht geboten ist. Vor dem Betreten muss das Personal in einem Durchgangszimmer Kleidung und Schuhe wechseln, damit keine Bakterien oder sonstige Verunreinigungen in den Reinraum gelangen.
Damit ein Raum als steril gilt, muss er mehrere Faktoren erfüllen: "Die Wände, Decken, Böden und alle Flächen müssen leicht zu desinfizieren sein. Er muss außerdem eine gewisse Luftwechselzahl sowie Schleusen besitzen. Denn ein Sterilraum darf nur über eine vorgeschriebene Anzahl an Staubpartikeln, die Träger für Krankheitserreger sein können, verfügen", erklärt die Apothekenleiterin.
Die hier hergestellten Medikamente sollen vor allem in den Kreiskliniken Reutlingen zum Einsatz kommen. Die Zytostatika werden darüber hinaus auch an Apotheken und onkologische Praxen verteilt. Bis Ende des Jahres soll der Neubau dann vollends in Betrieb genommen werden.